rotes Bändchen


Veröffentlichungen der Internationalen Ernst-Wiechert-Gesellschaft (IEWG):

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Veröffentlichungen

20 Jahre
Internationale Ernst-Wiechert-Gesellschaft –
IEWG

Hans-Martin Pleßke erhält Ernst-Wiechert-Preis
Anfang Juni 2009 wurde in Mülheim an der Ruhr die 10. wissenschaftliche Arbeitstagung der IEWG durchgeführt. Die 1989 in Duisburg gegründete Gesellschaft kann auf recht erfolgreiche zwei Jahrzehnte zurückblicken. Ihre Arbeit begann unter der Leitung des französischen Literaturwissenschaftlers und Jesuitenpaters Dr. Guido Reiner (Paris), der für seine vierbändige Ernst-Wiechert-Bibliographie bereits 1987, zum 100. Geburtstag des Dichters, als Erster mit dem von der Stadtgemeinschaft Königsberg (Pr) geschaffenen Ernst-Wiechert-Preis ausgezeichnet wurde.

Die ersten wissenschaftlichen Arbeitstagungen der IEWG fanden 1991 und 1993 im Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen statt, danach alle zwei Jahre in der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim; nur 1999 wurde die fünfte Tagung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Berlin abgehalten. Die Arbeitsergebnisse wurden in der Schriftenreihe der Gesellschaft publiziert, in der bisher drei Bände (1993, 1999, 2002) erschienen sind; der vierte Band ist für Ende 2009 vorgesehen. Außerdem hat die IEWG bisher zwölf Mitteilungen herausgegeben und für die aktuellere Information der etwa 150 Mitglieder aus elf Nationen fünf Wiechertbriefe, die seit 2008 etwa dreimal im Jahr erscheinen.

Unter der Leitung des Leipziger Bibliotheks- und Literaturwissenschaftlers Dr. Hans-Martin Pleßke (1997-2001) wurde die IEWG zu einer anerkannten literarischen Gesellschaft, die seit 1998 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften ALG ist. Ebenfalls 1998 wurde eine große Exkursion organisiert, die über 30 Mitglieder zu den Wiechert-Stätten Masurens und zu einer nachhaltigen Begegnung mit polnischen Wiechert-Freunden führte. Vorangegangen waren diesem Ereignis lange Jahre guter Beziehungen zwischen dem bereits 1988 gegründeten Ernst-Wiechert-Freundeskreis in Braunschweig, die unter der Federführung von Horst Radeck auch zu einer Renovierung des Geburtshauses des Dichters in Kleinort, Kreis Sensburg, und der Einrichtung einer Bibliothek geführt hatten.

Ein besonderes Ereignis war das Wiechert-Gedenken 2000 in Ambach und Wolfratshausen anlässlich des 50. Todestages Ernst Wiecherts, zu dem es der IEWG auch gelungen war, ein Sonderpostwertzeichen der Deutschen Post zu erreichen. Anlässlich der Feierlichkeiten rezitierte auch der kürzlich verstorbene Schauspieler Karl- Heinrich Vogler, selbst IEWG-Mitglied, aus Wiecherts Werken; der damalige Bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber ehrte die Gesellschaft mit einem Grußwort. Dr. Hans-Martin Pleßke hielt den Festvortrag.

Seit 2001 steht die IEWG unter der Leitung der Germanistin Dr. Bärbel Beutner, die seitdem vor allem die Kontakte in das Königsberger Gebiet ausgebaut hat. Schon 2001 wurden die russische Germanistin Lidia Natjagan und der Dichter Sem Simkin für ihre Übertragungen dichterischer Werke von Agnes Miegel und Ernst Wiechert mit dem Ernst-Wiechert-Preis ausgezeichnet. Im Frühjahr 2009 konnte Dr. Bärbel Beutner in Königsberg an der Präsentation der russischen Übersetzung der Werke „Wälder und Menschen“ und „Jahre und Zeiten“ in einem Band teilnehmen. Damit ist der IEWG ein großer Erfolg, ja ein Durchbruch gelungen. Durch ihre finanzielle und ideelle Unterstützung sind erstmals bedeutende Werke Ernst Wiecherts in russischer Sprache zugänglich. Die über dreißig Personen zählende russische Ernst-Wiechert-Gruppe um Lidia Natjagan und Sem Simkin in Königsberg hat damit einen ebenso großen Auftrieb bekommen wie die universitäre Arbeit mit dem Werk des Dichters im russischen Sprachraum.

Die 10. wissenschaftliche Arbeitstagung 2009 stand ganz unter dem Eindruck dieses besonderen Jubiläumserfolges. Ein weiterer Höhepunkt war der Vortrag von Dr. Leonore Krenzlin (Berlin) über das unveröffentlichte Jugendwerk Wiecherts „Der Buchenhügel“ (1907), aus dem die Referentin auch Schlüsselpassagen rezitierte. Im Zentrum der Gruppengespräche – Kernbestandteil jeder Tagung – standen diesmal „Der Totenwald“ und die Novellen „Fahrt um die Liebe“ und „Der Mann von vierzig Jahren“. Gerade der „Totenwald“ hatte 2008 wieder eine ungeahnte Aktualität erhalten. Zum einen hatte der Suhrkamp-Verlag eine kommentierte Neuausgabe besorgt, die viel Beachtung in der Öffentlichkeit gefunden hatte. Zum anderen hatte ein Film über den Oberthaler Kommunisten Johann Becker im Saarländischen Fernsehen Aufsehen erregt, weil darin Ernst Wiechert, der Becker im „Totenwald“ ein Denkmal gesetzt hat, in seiner tiefen Menschlichkeit dokumentiert wird. Der Film wurde von den Teilnehmern der Tagung mit großer innerer Bewegung gesehen.

Den Abschluss der Tagung bildeten eine Lesung des Schriftstellers Dr. Armin Strohmeyr, der aus seinem Buch „Verlorene Generation“ Passagen der Kapitel über Werner Bergengrün, Ricarda Huch und Ernst Wiechert zu Gehör brachte und ein Foto-Vortrag von Klaus Weigelt über „Zwanzig Jahre IEWG“, der mit der Ehrung Hans-Martin Pleßkes seinen Höhepunkt fand. Pleßke wurde für sein Lebenswerk geehrt, das seit über einem halben Jahrhundert Ernst Wiechert gewidmet ist. Schon zu DDR-Zeiten hat Pleßke, der jahrzehntelang in der Deutschen Bücherei in Leipzig als Bibliothekrat arbeitete, eine Biographie des Dichters im Union-Verlag vorgelegt. Den Glanzpunkt seiner Beschäftigung mit Ernst Wiechert aber bildet zweifellos seine Zeit als Vorsitzender der Gesellschaft in den Jahren 1997 bis 2001. Zwei der bisher erschienenen Schriften der IEWG wurden von ihm herausgegeben. Die anwesenden Mitglieder ehrten ihn mit lang anhaltendem stehendem Applaus.

Zum 60. Todestag Ernst Wiecherts 2010 plant die IEWG eine Tagung in Süddeutschland mit einem Tagesausflug in die Schweiz. Für 2011 ist die elfte wissenschaftliche Arbeitstagung vorgesehen, und 2012 soll der 125. Geburtstag Ernst Wiecherts mit russischen Wiechert-Freunden in Königsberg gefeiert werden. Für die nächsten vier Jahre wurde Dr. Bärbel Beutner in der Mitgliederversammlung als Vorsitzende bestätigt, ebenso ihre beiden Stellvertreter Dr. Joachim Hensel und Klaus Weigelt. Die Geschäftsstelle befindet sich bei Günther Ernst, Kiefernweg 41, 46539 Dinslaken-Hiesfeld; dorthin können auch Anfragen gerichtet werden.

Klaus Weigelt (KK)

Vorstand und wissenschaftlicher Beirat der IEGW 2009

Vorstand und wissenschaftlicher Beirat der IEGW 2009
Auf dem Foto sitzend von links nach rechts:
Christel Heinemann, Dr. Leonore Krenzlin, Dr. Hans-Martin Pleßke, Dr. Bärbel Beutner, Sigrid Apitzsch.
Dahinter stehend: Dr. Reinhold Ahr, Günther Ernst, Dr. Joachim Hensel, Prof. Dr. Jürgen Fangmeier, Klaus Weigelt.
Es fehlen : Anneliese Merkel und Hubertus-Jörg Riedlinger.

Gäste der 10. Wissenschaftlichen Tagung 2009 in Mülheim

Verleihung des  ERNST WIECHERT PREISES der Stadtgemeinschaft Königsberg an Dr.Hans-Martin Pleßke (re) durch Klaus Weigelt

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