Unsere literarische Fachtagung fand statt vom 8.-10.11.2024 im für unsere Tagungen durchaus schon bewährten Hotel Rennschuh in Göttingen. Einschließlich eines Gastreferenten hatten sich 16 Teilnehmer gefunden, die ihre Teilnahme trotz zum Teil nicht unerheblicher Fahrtstrecken auf sich genommen hatten. Zur Tagung angemeldet hatten sich sogar deutlich über 20 Interessenten, doch Krankheit bzw. sonstige private Hemmnisse haben einige der Interessenten dann doch von der Anfahrt Abstand nehmen lassen.
Verteilt über die knapp zwei Tage unseres Zusammenseins hatten wir in insgesamt fünf Sitzungen bzw. Arbeitsrunden zusammengesessen. Als erstes und gleich zum Freitag Abend (8.11.) hielt Herr Dr. Reinhold Ahr ein ausführliches Referat über das Verhältnis zwischen Ernst Wiechert und dem Pastor Martin Niemöller, anlässlich dessen Inhaftierung sich ja Ernst Wiechert so engagiert hatte, dass er selbst verhaftet wurde. Das ausgesprochen inhaltsreiche Referat hier zusammenfassend wiederzugeben ist nicht der Ort; deutlich geworden aber ist anlässlich dieser streng historisch angelegten Arbeit allen Tagungsteilnehmern wieder einmal die Komplexität geschichtlicher Vorgänge und dass ein retrospektives Urteil, das dieser Vielschichtigkeit und Verwobenheit nicht durch eine differenzierte und alle Details wahrnehmende Betrachtung gerecht wird, zwangsläufig grob pauschalisierend, anachronistisch und damit letztlich wertlos ausfallen muss. Die Fragen eines Lebens und Arbeitens unter der Diktatur des Dritten Reiches (Stichwort: Innere Emigration) können mit einem simplen Schwarz-Weiß nicht beantwortet werden.
Der folgende Sonnabend (9.11.) führte die Tagungsteilnehmer zu insgesamt drei Arbeitssitzungen zusammen, allesamt veranstaltet bzw. geleitet von Frau Anneliese Merkel. Morgens und Abends bot sie uns jeweils ein Referat, morgens in Form einer „Fiktiven Begegnung mit Ernst Wiechert im Eulenwinkel“ und abends in Wort und Bild anhand Wiecherts „In der Heimat“ eine Reise nach Ostpreußen anlässlich der letzten Fahrt unseres Dichters in seine Heimat. Ganz anders als beim historischen Arbeiten des Vorabends suchte und fand die Referentin einen Zugang zu Ernst Wiechert auf gleichsam lyrischem Weg. Dezent nachfühlend und behutsam tastend näherte sie sich unserem Dichter als Dichterin, eine Form der Rezeption, die alle Hörer wohl gleichermaßen ansprach, inspirierte und überzeugte. Und eingebettet in diese lyrischen Begegnungen leitete Frau Merkel in der Mitte des Tages eine Arbeits- und Diskussionsrunde, in der sämtliche Tagungsteilnehmer gemeinsam sich mit Ernst Wiechert auseinandersetzen. Zur Rede stand die Novelle „Joneleit“, und von der Referentin mit hilfreichen und wertvollen Impulsen angeregt, fanden sich alle Anwesenden in einem ausgiebigen und intensiven Analyse- und Interpretationsgespräch zusammen. Aufgrund des Umfangs dieser Novelle war es leicht möglich, sich mit dem Text auch in allen seinen Details auseinander zu setzen; Die Gesprächsrunde machte die Vielschichtigkeit der Sichtweisen deutlich, bot aber allen Teilnehmern in ihrem Ergebnis ein vertieftes und gewinnbringendes Verständnis.
Und am Sonnabend Vormittag (10.11.) dann ein Referat von Prof. Gerhard Ringshausen über Ernst Wiecherts (widerständige) Märchen. Anhand etlicher Märchen und umfänglicher Textbelege wurde den Hörern die prinzipielle Art dieser Dichtungen erschlossen, nämlich Kompositionen zu sein, die als Texte ihrer Zeit für ihre Zeit von vornherein mehrschichtig angelegt sind und von daher auch vom heutigen Leser entsprechend aufzunehmen sind. Sie sind als literarische Arbeiten maßgebliche Zeugnisse der (schon erwähnten) Inneren Emigration; Ihre Metaphorik bedarf nicht nur, sondern erfordert vom Rezipienten die stete Arbeit der Dekodierung, auch in all ihren Details.
Günter Bartenschlager, Ingo Esser, Dieter Heinze Hubertus-Jörg Riedlinger, Prof. Dr. Gerhard Johannes Ringshausen, Ingrid Labuhn, Michael Friese, Gerlind Weigelt, Dr. Reinhold Ahr, Gabi Oppelt, Robert Kreft, Bernd Oppelt, Wolfgang Hainer, Anneliese Merkel, Klaus Weigelt, Bernd Schmitt (v. links nach rechts).
voll konzentriert ....
...... bei spannenden Erörterungen
Treffen der Internationalen Ernst-Wiechert-Gesellschaft (IEWG) e.V. im September 2022 in Zwiefalten
Aus Anlass des 70. Todestags von Ernst Wiechert fand im September 2020 ein Treffen in Zwiefalten statt. Die Pandemie ließ aber nur einen Teil des geplanten Ablaufs zu - so musste die Fahrt an den Züricher See zum Rüti-Hof, der letzten Wohnstätte Ernst Wiecherts in Stäfa, und an seine Grabstätte auf dem Uerikoner Friedhof abgesagt werden. Dieser Ausflug soll nun, ergänzt um weitere Programmpunkte zwischen dem 14. und 18./19. September 2022 nachgeholt werden.
Geplantes Programm:
Mittwoch 14.September 2022
Anreise und Quartier in der bewährten Unterkunft der Radler-Herberge bei Frau Auchter. Die Radler-Herberge ist das denkmalgeschützte Spital der ehemaligen Benediktiner-Abtei Zwiefalten.
Abends: gemütliches Beisammensein dort oder im Haus am Gauberg 23.
Donnerstag 15. September 2022
Fahrt nach Stäfa am Zürichsee; Treffen mit Familie Wartenweiler in Wiecherts letzter Wohnstätte, dem Rüti – Hof in Uerikon, Gedenken am Grab Ernst Wiecherts.
Gemeinsames Abendessen auf der Heimreise .
Freitag 16. September 2022
Fahrt an den Bodensee auf die Halbinsel Höri. Besuch des neu gestalteten Hermann Hesse-Museums in Gaienhofen, oder fakultativ Führung durch das renovierte Wohnhaus von Hermann Hesse und Garten oder des Otto-Dix-Hauses im Nachbarort Hemmenhofen
Gemeinsames Abendessen auf der Heimreise
Sonnabend, 17.September 2022
Im Haus am Gauberg 23: vormittags
15:00 Uhr Mitgliederversammlung mit Wahlen des Vorstands
Abends:
Musikalisch-literarischer Beethoven-Kempff-Wiechert- Abend in der Prälatur –
Klavierduo Shoko Hayashizaki - Michael Hagemann, Lesungen: Heide Hensel.
Aus dem Programm Beethoven translated für Klavier zu vier Händen:
– L. v. Beethoven: Sinfonie Nr. 1 C Dur Op 21
für Klavier zu vier Händen bearbeitet von Carl Czerny
– J. S. Bach / Wilhelm Kempff: Choralvorspiel BWV639
„Ich ruf zu Dir Herr Jesu Christ“
– L. v. Beethoven: Streichquartett Nr. 16 in F-Dur Op. 135
für Klavier zu vier Händen bearbeitet .von Bernhard Marx
– L. v. Beethoven: Sonata Nr. 12 in As-Dur Op. 26
3. Satz MARCIA FUNEBRE sulla morte d’un Eroe
Dazwischen Lesungen aus Wiecherts Novellen Der Jünger und Der Flüchtling.
Sonntag, 18. September 2022
Andacht im Kapitelsaal mit Pfarrer i.R. Dr. Reinhold Ahr,
Mittagessen im Gasthof Felsen in Zwiefalten-Baach,
danach Abreise
Ein gelungener Konzertabend mit vielen Gästen, glänzenden Musikern und einer großartigen Rezitatatorin!
Heide Hensel liest die Erzählungen von Ernst Wiechert "Der Jünger" und "Der Flüchtling"
Großartige Interpreten -
das Klavierduo Shoko Hayashizaki Michael Hagemann
Ein besonderes musikalisch - literarisches Erlebnis, das den zahlreichen Gästen gewiß noch lange in Erinnerung bleiben wird.
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